Gewebeschonende Implantation durch minimalinvasive Piezo-Chirurgie

Lucas Fahling wendet als Zahnarzt bei zahnchirurgischen Verfahren, wie z.B. der Implantationen, die sanfte und gewebeschonende Piezo-Chirurgie an.

Was bedeutet Piezo-Chirurgie ?

Zahnarzt Lucas Fahling: Der Begriff „piezo“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „drücken“. Zwar handelt es sich um ein modernes Operationsverfahren, aber von französischen Physikern wurde bereits im 19. Jahrhundert der piezoelektrische Effekt beschrieben: Durch mechanischen Druck auf die Oberfläche kristalliner Festkörper entsteht eine Verschiebung innerhalb des Kristallgitters und somit eine elektrische Spannung. In der Umkehrung dieses Effektes besteht der Nutzen für die Zahnchirurgie: Durch das Anlegen einer elektrischen Spannung kommt es zu einer Verschiebung des Kristallgitters und damit zu einer Verformung (im Nanometerbereich); man nennt dies auch indirekten piezoelektrischen Effekt.

In einem wechselnden elektrischen Feld kann ein Festkörper auf diese Weise zu Schwingungen – z. B. im Ultraschallfrequenzbereich – angeregt werden. Ein durch Ultraschall in Schwingung versetztes spezielles Handstück ermöglicht nun selektives Schneiden oder Abtragungen von Gewebe. Durch den selektiven Schnitt kann minimalinvasiv und gewebeschonend operiert werden. Knochengewebe kann nahezu ohne Druck durchtrennt und das angrenzende Weichgewebe dabei maximal geschont werden, selbst dann wenn das Weichgewebe mit den Instrumenten in Kontakt kommt. Die piezochirurgischen Instrumente bearbeiten ausschließlich den Knochen und bleiben bei Weichgewebe stumpf. So werden angrenzende Blutgefäße maximal geschont.

Wo liegen die Anwendungsbereiche dieser Methode in der Zahnmedizin und welche Vorteile bietet die Piezo-Chirurgie dem Patienten?

Zahnarzt Lucas Fahling: Bei jeder zahnchirurgischen Maßnahme ist diese Methode die gewebeschonende Alternative zu konservativen chirurgischen Instrumenten wie Bohrern und Sägen, da die selektive Gewebebearbeitung immer ein großer Vorteil ist. Denn geringere Gefäßverletzungen bedeuten eine geringere post-operative Schwellung, eine schnellere Wundheilung und ein minimiertes Wundinfektionsrisiko. Beispiele für Anwendungsbereiche sind die gewebeschonende Entfernung von Zähnen, die schonende Gewinnung von Knochentransplantaten zur Regeneration einer anderen knöchernen Region, die chirurgische Kronenverlängerung und die Zahnfleischchirurgie. In der Implantologie bietet die Piezochirurgie bei der Kieferhöhlenbodenosteoplastik (sog.“Sinuslift“) eine atraumatische Alternative zur konventionellen bohrenden Technik, da sie die Verletzungswahrscheinlichkeit der Kieferhöhlenschleimhaut deutlich vermindert. Durch die mikrochirurgischen Ansätze sind die Schnitte extrem schmal und es bleiben mehr Zellen erhalten. Dies wirkt sich positiv auf Heilung und Regeneration der Knochenaufbauten aus. Insgesamt ist dieses Verfahren, wie jede minimalinvasive Chirurgie, besser verträglich.

Worin bestehen Risiken und Nachteile des Verfahrens?

Zahnarzt Lucas Fahling: Gegenüber konventionellen Operationsinstrumenten bestehen beim Einsatz von piezochirurgischen Instrumenten von einem geübten Anwender deutlich weniger Risiken. Es treten weniger und schwächere Schmerzen auf, die post-operative Schwellung ist milder, es gibt auch weniger Komplikationen. Die Anwendung ist allerdings wesentlich zeitintensiver als die konventionelle Chirurgie. Aber die Patienten und wir nehmen uns einfach „ZEIT FÜR SCHÖNE ZÄHNE“!